Montag, 28. April 2008

Ein Keller in Amstetten

Die Nachricht über die Tat von Josef F. erschüttert nicht nur Österreich, sondern hat auch ein internationales Medienecho hervorgerufen. Die ersten Details von diesem Verbrechen sind heute bekannte geworden und es stellt sich wie immer die ultimative Frage: „Warum hat niemand etwas bemerkt?“ Die Frage wird natürlich die Nachbarn, die Behörden und auch die Familie von Josef F. belasten und auch Schuldgefühle wecken, weil sie plötzlich die Auffälligkeiten im Verhalten von Josef F. bemerken werden.

Die Struktur von Amstetten, eine klein Stadt wo jeder noch jeden kennt, wo ein Grundvertrauen die Menschen verbindet, wo noch so etwas wie eine heile Welt besteht, ist sicher ein Grund dafür, warum niemand etwas hat bemerken können. Die Behörden sind genauso in diesen Strukturen und Gründen gefangen wie die restliche Bevölkerung, weil sie ein Teil dieser sind. Die Ehefrau und Familie von Josef F. wird sicher etwas bemerkt haben, aber einem Menschen dem man vertraut unterstellt man meistens nicht eine solch wahnsinnig abscheulich Tat. Der Zeitraum ist eindeutig zu lange und jedem Menschen, der unter einem gewaltigen psychischen Druck steht, entkommen Wörter die ihn verraten könnten. Der Mensch ist nicht perfekt und in einem Augeblick, wo die Konzentration nachlässt über die Kotrolle der Gedanken, können einem diese verräterischen Wörter entspringen. Die Wörter können von Angehörigen teilweise ausgeblendet werden, aber im Unterbewussten bleiben sie hängen. Der Verdacht hätte ihnen schon lange bewusst sein können, nur es ist sehr wahrscheinlich, dass sie ihn nicht wahr haben wollte. Der Mensch ist ein Meister im verdrängen von unangenehmen Wahrheiten.

Wir leben in einem gesunden Staat, würde das Fazit von mir lauten. Wir leben in einem Staat in dem die Nachbarn nicht ihren Nachbarn paranoid hinterher spionieren. Die neugierigen Nachbarn gibt es überall, aber sicher nicht die Art von Nachbarn die mit Feldstecher jeden und alles beobachtet und am Abend in den Mistkübeln der Nachbarschaft stöbern gehen. Die Variante wäre fast noch die schockierender von diesen, jeder bespitzelt jeden, weil ein jeder ja der verrückte Verbrecher Josef F. sein kann. Das Misstrauen unter der Bevölkerung wird in Amstetten nach diesen Verbrechen sicher steigen und ein Stück der heilen Welt wird verloren gehen. Josef F. hat nicht nur seine Familie ruiniert, er hat auch das Vertrauen der Nachbarn in die Nachbarn ruiniert oder sehr schwer beschädigt. Der Keller in Amstetten nicht nur ein Verlies für Elisabeth F., sondern auch ein schwerer Schlag für das Vertrauen der Menschen.

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